Im zweiten Teil unserer Reportage möchten wir uns einmal einem ernsten Thema widmen: Der Körperpflege.
Hierzu beschäftigen wir uns als erstes mit der Basis, also den Jugendmannschaften. Denn meistens ist das Saisonende der Moment, in dem die Eltern das erste Mal seit Spielzeitbeginn einen längeren Blick in die Tasche ihres Sprösslings werfen. Und das nur, weil sie das olfaktorische Grauen aus dem letzten Jahr schon wieder durch den Genuss eines guten Rotweins oder eines neuen Hundes verdrängt haben. Jeder, der schon einmal eine Tasche spontan geöffnet hat, weiß welch eine Verdunkelung der Sinne einem widerfährt. Ein Aroma aus dreckigen, seit dem Kauf nicht mehr geputzten Fußballschuhen mit ehemals schwarzem, jetzt weiß-porösem Innenleben, durchschwitzten Stutzen, einer sich in ihre Einzelteile trennenden Sporthose und schimmelbefallenen Schienbeinschonern steigt in einem grauen Friedhofsnebel aus der Tasche auf. Bei Torhütern kommt dann noch der Geruch der aus besten Weichmachern bestehenden Handschuhen hinzu. Ein Lob auf den nur beste Rohstoffe verwendenden chinesischen Ausbeuterbetrieb….. Wie erst die Tasche eines dreckigen Kindes aussieht, mag man sich gar nicht vorstellen. Eine Umfrage unter Fußballmüttern ergab folgende Top5 der kuriosesten Fundstücke in einer Fußballtasche:
Platz 5: Ein angekautes Mettbrot mit laufenden Zwiebeln. Der Pfeffer war schon in sein Heimatland gegangen.
Platz 4: Eine zerknüllte Unterhose undefinierbarer Farbe im Seitenfach.
Platz 3: Eine Kartenspieldose voller auf dem Fußballplatz waidmännisch erlegter Borkenkäfer.
Platz 2: Ein aus einem kleinem See, Wasserplanzen und Schlonten bestehendes Feuchtbiotop. Nach dem Einschreiten mehrerer Umweltverbände gilt es heute als kleinstes Naturschutzgebiet Deutschlands.
Platz 1: Eine vom gegenüberliegenden Feld eingewanderte Rattenfamilie, die das in der Tasche befindliche Mettbrot als ihren Gott verehrte.
Im niederen Herrenbereich sieht Körperpflege nur minimal anders aus. Die mit Kronkorken und Dreck von den Plätzen der Republik gefüllte Tasche wird der Schuhe, Schoner und Klopfer beraubt, um sie anschließend rituell auf der Abschlussfeier zu verbrennen. Weiterhin fällt in diese Zeit die Behandlung der nur notdürftig mit Eisspray behandelten Wehwehchen. Als Beispiele seien hier Zerrungen, Zehenbrüche, Muskelfaserrisse oder Leberzirrosen genannt. Alles Dinge, die während der Saison ignoriert werden. Falls dann noch Zeit bleibt, hält sich der Kreisklassenspieler in der Familie fit. Einwürfe übt man beim Windelweitwurf, Dribbeln beim MüllindieEcketreten, Ersatzbankwarmhalten beim Rasenmähen, das Provozieren des Gegners beim Gespräch mit dem eigenen Teenagerbalg. Die Saisonpause gleicht demnach eher der Mecklenburgischen Seenplatte als Ibiza. So sehnt man sich nach spätestens 14 Tagen die neue Saison herbei.